DIE BIBLIOTHEK DES LICHTS

Ganzkörper-Orgasmus

Es hat für mich mehrere Wochen gedauert, bis ich zur Sprache bringen kann, was für mich in Sataya mit den Delfinen passiert ist im Juni.
Nach 5 Tagen mit den Delfinen im Wasser, jeden Tag über mehrere Stunden, war ich und bin ich mit ihnen die ganze Zeit. Wir schwimmen mit den Delfinen, wenn sie am Trancen sind. In der Nacht schwimmen sie raus aus dem Riff ins offene Wasser, jagen, legen bis zu 600km Strecke zurück. Am Morgen kommen sie zurück ins Riff. Sie schwimmen im großen Tribe. Bis zu 120 Tiere gemeinsam. Sie schwimmen langsam. Eine Gehirnhälfte tranced, die andere Gehirnhälfte schläft. Die ganze Gruppe taucht langsam an die Oberfläche. Sie atmen bewusst. Nehmen ein paar Atemzüge. Und tauchen gemeinsam wieder ab. Wir sehen sie die ganze Zeit. Das Wasser ist kristallklar und weniger als 10 Meter tief.

Ich schwimme langsam und ruhig.
Atme langsam und ruhig.
Gebe mich hinein.
Pure Wahrnehmung.
Absolutes Jetzt.
Hingabe.
Ich atme tief und tauche hinab. In den dreidimensionalen freien Raum.
In das jetzigere Jetzt.
In die Schwerelosigkeit.
In die Unendlichkeit.
In das zu Hause.
In die Freiheit.

Es berührt mich. Tränen laufen in meine Taucherbrille. Es ist das schönste, was ich je gesehen habe. Ich bin einem Tier ganz nah. Sehe in die dunklen Augen. Es ist ein Wunder, dass wir uns nicht berühren, so nah sind wir uns.
Ich steige langsam zurück Richtung Wasseroberfläche. Das Tier folgt mir. In Spiralen drehen wir uns umeinander. Es ist ein Spiel zwischen uns.
Pure Liebe.
Später steige ich zurück auf das Boot.
Ich fühle mich halb schlafend. Halb wachend.
Seit diesem Moment bin ich in Trance.

Wir sind beim Essen. Ich bekomme die anderen Menschen nur zur Hälfte mit.
Mein Körper wird weich.
Ich sitze neben Sophie. Rutsche langsam in eine halb liegende Position.
Ich sehe Delfine. Es ist egal, ob ich die Augen öffne oder schließe.
Ich bin mitten unter ihnen. Ich höre die Geräusche wie im Wasser.
Etwas passiert mit mir. Ich passiere mir.
Ich spüre ein Vibrieren in meinem Solarplexus. Ich nehme eine mächtige Berührung in meinem Inneren wahr. Ich nehme wahr, wie Tränen laufen wollen. Ich gebe mich hin.
Erlaube es.
Es ist der schönste Tribe, um vollkommen aufzumachen. Ich weiß das es geschehen darf.
Ich weiß das Sophie mich auffängt. Dass sie mir den Raum hält.
Ich lasse es passieren.

Unendlich helles Licht durchleuchtet mein Inneres.
Es kommt aus dem Nichts und ich habe keine Ahnung, was mit mir geschieht.
Alles was ich weiß ist, dass ich nichts dagegen tun darf.
Alles, was ich zu tun habe, ist meine Erlaubnis zu geben.
Ich sehe, spüre, schmecke, rieche, fühle Eden.
Es ist wie ein Ganzkörper-Orgasmus.
In allen Energie-Zentren gleichzeitig.
Es ist eine Aktivierung.
Ich kann nur noch atmen. Mein Körper zittert. Sophie hält mich fest.
Ich lasse es durchrollen.
Nehme nur noch wahr.
Ich habe Eden gesehen.
Vollkommen unerwartet. Out of the blue. Beim Essen.
Auf dem Boot.
In SATAYA.

Wanja

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