Meine Mutter hat seit einiger Zeit Schmerzen in der Hüfte und fragte mich kurz vor dem Jahreswechsel, ob ich ihr nach Holland eine spezielle Medizin aus Deutschland mitbringen kann. Das Mittel kostet fast vierstellig und sie kann es gerade nicht bezahlen. Im Laufe des Jahres könnte sie es nach und nach in kleinen Beträgen abstottern.
Sofort bestellte ich das Medikament und brachte es mit auf meiner Reise in die Niederlande. Sie weiß, dass sie gar nichts zurückzahlen muss, auch wenn sie immer noch das Gefühl hat, sie müsste es zumindest anbieten. Ihr ganzes Leben hat sie am Rande und auch unterhalb der Armutsgrenze gelebt. Was sie in jedem Fall gelernt hat mit uns drei Kindern, das ist nach Unterstützung zu fragen.
Mein Vater wohnt in einem Künstlerhaus bei Hamburg und lebt von staatlicher Unterstützung. Schon als er 61 war, verlagerte man ihn von Hartz-4 in die sogenannte Grundsicherung. Der damaligen Regierung, die großflächig Langzeitarbeitslose in die Grundsicherung schickte, gelang damit schlagartig ein „riesiger Erfolg“ in der Statistik der Arbeitslosen.
Durch die strengen Auflagen in der Grundsicherung darf mein Vater seitdem kein Auto mehr haben. Das Fahrzeug, das vor seiner Haustür steht, läuft auf meinen Namen, ich bekomme die Rechnungen der Zulassungsstelle und auch die Rechnungen der Versicherung.
Dass ich meinen Eltern jetzt helfen kann, ist nur möglich, weil ich Schritte gegangen bin, die sie selbst noch nicht gegangen sind. Ich sage das ohne Groll, nicht despektierlich, sondern voller Anerkennung. Die Intellektuellen der 68er Generation haben unendlich viel bewegt und unglaublich viel Bewusstsein gebracht. Und gleichzeitig hat die Kampfansage gegen die bestehenden Verhältnisse auch ihre noch sehr unbewussten, reifenden und wachsenden Anteile gehabt.
„Wer zweimal mit dem gleichen pennt, gehört schon zum Establishment“, riefen sie. Vollkommen neue Denkgewohnheiten, Lebensmodelle und Strukturen sind entstanden. Und mitten hinein in diesen Spirit wurde ich mit meinen beiden Geschwistern geboren.
Meine Mutter wollte eigentlich immer mit uns auswandern nach Tamera, in eine Gemeinschaft nach Portugal, in der freie Liebe gelebt wird und in der ein Maurer das gleiche Geld zur Verfügung hat, wie ein Anwalt oder ein Arzt. Ich glaube, sie tat es nur nicht, weil sie es nicht bezahlen konnte.
„Großzügig sind nur arme Menschen.“
„Wer Geld hat, ist die ganze Zeit in Sorge es wieder zu verlieren.“
„Reiche Menschen leben keine Ekstase und auch keine Lebensfreude.“
Das waren die Glaubensmuster, die mein geistiges zu Hause waren in den ersten Jahren. Und wie das so ist, wenn das unsere Umgebung ist, glauben wir das auch.
Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich mir wirklich meine ganz eigenen Gedanken zu den Dingen gemacht habe und feststellen durfte, wie die ganze Generation in Schubladen gedacht hat und in vielen Bereichen noch voller Härte und auch Verurteilung war.
Die Wahrheit ist, dass es großzügige Menschen gibt, die „arm“ sind und auch großzügige Menschen, die „reich“ sind. Es gibt arme Menschen, die in Sorge sind, ihr Geld zu verlieren und es gibt reiche Menschen, die in Sorge sind, ihr Geld zu verlieren. Es gibt arme und es gibt reiche Menschen, die keine Ekstase und auch keine Lebensfreude leben.
Egoismus, Kälte, Gleichgültigkeit, Missbrauch, Respektlosigkeit, Überheblichkeit und alle anderen Schattenaspekte des menschlichen Seins kommen nicht wegen, mit oder durch das Geld. Sie sind da, wo noch kein Bewusstsein ist, und sie lösen sich auf, wenn das Bewusstsein reinkommt. Bewusstsein ist das Ende des Opfers, welches den Täter stets und immerwährend selbst schöpft. Bewusstsein macht, dass die Menschen erkennen, dass sie sich selbst schaden, wenn sie jemand anderem schaden.
Deswegen widme ich mein Werk dem Bewusstsein.
Und wenn mein Schreiben über Geld dich triggert, ist das ein großer Erfolg auf dem Weg zu mehr Bewusstsein. Mehr Bewusstsein, heißt auch mehr Bewusstsein mit Geld. Und mehr Bewusstsein mit Geld heißt auch mehr Leichtigkeit mit Geld.
Mehr Bewusstsein heißt mehr Reichtum.
Und, wenn du es wählst, heißt es auch ganz konkret, mehr Geld. Und, wenn du es wählst, auch mehr Liebe, mehr Hingabe, mehr Mitgefühl, mehr Großzügigkeit, mehr Vision, mehr Ausdruck, mehr Potential und und und.
Ich finde das genial.
Love,
Wanja